LEUTNANT GUSTL VON ARTHUR SCHNITZLER
FRAGENKATALOG
5 ausführlich beantwortete Fragen
Wie wirkt der innere Monolog auf den Leser?
Im Buch wird fast ausschliesslich die Erzählform des inneren Monologs verwendet. Ausnahmen sind: die Begegnung mit dem Doktor, der Zusammenstoss mit dem Bäckermeister und das Gespräch mit dem Kellner im Kaffeehaus.
Der innere Monolog ist eine Sonderform der Ich-Erzählung. Sie beschränkt sich auf eine Person und deren Gedankengänge. Wir bekommen dadurch jede innere Emotion, Ängste, Fragen, Bedenken, Sorgen, Vorurteile, Einstellungen- jeden Gedanken bekommen wir mit, sogar die ungewollten. Dadurch lernen wir Gustl direkt kennen, ohne dass er die Aussagen verdrehen kann. So ist diese Erzählperspektive sehr aufschlussreich und offenbart uns seinen wahren Charakter. Uns wird auch die Gewichtslosigkeit der Argumente Gustls offenbart, die sich auf den Selbstmord wegen der Ehrverletzung beziehen. Seine Obsession sich nach den militärischen Normen und Idealen zu richten, werden klar gekennzeichnet und deren Banalität verdeutlicht.Wir können hinter seine Fassade blicken und in sein Unterbewusstsein eindringen, wo sich herausstellt, dass er Angst vor dem Selbstmord hat. Wir bekommen auch Eindrücke von seiner Familiensituation. Nämlich, dass er keine wirkliche emotionale Bindung zu ihnen hat und dass auch seine Beziehungen, sei es zu seinen Kameraden oder zu Frauen, nicht sehr tief gehen. Der einzige, der ihm nahe steht, ist wohl Kopetzky, der ihm auch die Konzertkarten geschenkt hat. Wie die beiden wirklich zueinander stehen, wissen wir nicht genau. Man kann es nur aus Gustls Erzählungen erahnen. Allerdings scheint die Freundschaft für Gustl wichtig gewesen zu sein, denn er sprach nur gut von ihm, und er war einer der wenigen, dem Gustl noch einen Abschiedsbrief schreiben wollte, bevor er sich das Leben nahm. Aber wie gesagt, wir wissen nichts über Kopetzkys Sichtweise, da die Erzählperspektive fast ausschließlich (mit Ausnahme der Dialoge) auf Gustl bezogen ist und wir von den anderen Figuren nur durch seine eigenen Gedanken Informationen erhalten.
Im Buch wird fast ausschliesslich die Erzählform des inneren Monologs verwendet. Ausnahmen sind: die Begegnung mit dem Doktor, der Zusammenstoss mit dem Bäckermeister und das Gespräch mit dem Kellner im Kaffeehaus.
Der innere Monolog ist eine Sonderform der Ich-Erzählung. Sie beschränkt sich auf eine Person und deren Gedankengänge. Wir bekommen dadurch jede innere Emotion, Ängste, Fragen, Bedenken, Sorgen, Vorurteile, Einstellungen- jeden Gedanken bekommen wir mit, sogar die ungewollten. Dadurch lernen wir Gustl direkt kennen, ohne dass er die Aussagen verdrehen kann. So ist diese Erzählperspektive sehr aufschlussreich und offenbart uns seinen wahren Charakter. Uns wird auch die Gewichtslosigkeit der Argumente Gustls offenbart, die sich auf den Selbstmord wegen der Ehrverletzung beziehen. Seine Obsession sich nach den militärischen Normen und Idealen zu richten, werden klar gekennzeichnet und deren Banalität verdeutlicht.Wir können hinter seine Fassade blicken und in sein Unterbewusstsein eindringen, wo sich herausstellt, dass er Angst vor dem Selbstmord hat. Wir bekommen auch Eindrücke von seiner Familiensituation. Nämlich, dass er keine wirkliche emotionale Bindung zu ihnen hat und dass auch seine Beziehungen, sei es zu seinen Kameraden oder zu Frauen, nicht sehr tief gehen. Der einzige, der ihm nahe steht, ist wohl Kopetzky, der ihm auch die Konzertkarten geschenkt hat. Wie die beiden wirklich zueinander stehen, wissen wir nicht genau. Man kann es nur aus Gustls Erzählungen erahnen. Allerdings scheint die Freundschaft für Gustl wichtig gewesen zu sein, denn er sprach nur gut von ihm, und er war einer der wenigen, dem Gustl noch einen Abschiedsbrief schreiben wollte, bevor er sich das Leben nahm. Aber wie gesagt, wir wissen nichts über Kopetzkys Sichtweise, da die Erzählperspektive fast ausschließlich (mit Ausnahme der Dialoge) auf Gustl bezogen ist und wir von den anderen Figuren nur durch seine eigenen Gedanken Informationen erhalten.
Quellen:
https://www.studysmarter.de/schule/deutsch/textverstaendnis/innerer-monolog/ (05.12.23)
K. E., 2011, S. 71-78
https://www.studysmarter.de/schule/deutsch/textverstaendnis/innerer-monolog/ (05.12.23)
K. E., 2011, S. 71-78
Welche Rolle spielen die verschiedenen Orte, die Leutnant Gustl nachts aufsucht, für das Werk?
Während der Novelle weiss man fast immer, wo sich Gustl gerade befindet. Durch die räumliche Struktur können wir die Desorientierung und Neuorientierung des Protagonisten räumlich und konkret erkennen. Der erste Ort, das Oratorium, liegt am südlichen Rand des Stadtzentrums an der Ringstrasse. Gustl kann mit der Kirchenmusik offensichtlich wenig anfangen, da er auch sonst keinen grossen Bezug zur Kirche hat. Zu diesem Zeitpunkt sind Gustls Welt und seine Werte noch in Ordnung. Er ist fest in die Gesellschaft integriert. Nach der Auseinandersetzung mit Habetswallner flieht Gustl panisch aus dem Konzertsaal und läuft gegen den Uhrzeigersinn die Ringstrasse entlang. Dies könnte auf Gustls Verwirrung hindeuten, er tickt nicht mehr richtig und für ihn dreht sich alles gegen den Uhrzeigersinn. Die Ringstrasse trennt den alten Stadtkern, also das Innere der mittelalterlichen Stadt, vom Rest der Stadt. Es handelt sich um eine damals 8-eckige Strasse, die als Prachtstrasse ausgebaut wurde. Am Burgring, einer dieser 8 Ecken, befand sich der Burghof. Der Regierungssitz von Österreich und somit symbolisch für die K.u.K. Regentschaft mit seinem Wert. Es ist der Sitz von Kaiser Franz Josef, welcher von einer Garde von Bosniaken beschützt wird. Gustl befindet sich also in der Essenz seiner Werte. Doch Gustl entfernt sich vom Zentrum der Gesellschaft, indem er ihm über die Aspernbrücke im Norden den Rücken kehrt. Er befindet sich nun jenseits der Donau, die die Stadt durchfliesst und das Zentrum trennt, an der Praterstrasse. Dieser Strasse folgt er bis zum Vergnügungspark Prater. Tagsüber ein Ort des Vergnügens und der Unterhaltung, ist der Prater nachts von Kriminalität und Prostitution geprägt. Im Gegensatz zur Ringstrasse und dem Stadtzentrum handelt es sich hier um einen unzivilisierten Raum, was Gustls Zustand malerisch unterstreicht. Er selbst sieht die Gefahr nicht und meint, man sollte öfter nachts im Prater spazieren gehen.
„Nein, ist die Luft gut...man sollt öfters bei der Nacht in Prater gehen“ .(S.A, 1901, S.26, Z.18-19)
Gustl wird im Prater von Todesangst geplagt, sein Stand scheint verloren, er überlegt sogar nach Amerika zu fliehen, ein verzweifelter Versuch einen anderen Ausweg als den Tod zu finden.
Als er einige Stunden später erwacht, macht er sich auf den Rückweg zur Ringstrasse und damit zu seinem Ziel, der Kaserne, wo sein Revolver und damit sein Tod liegt. Auf dem Rückweg trifft er auf soziale Ankerpunkte und Gustl erkennt wieder seine Werte und seinen Halt, auf die er sich verlassen kann oder zumindest versucht. Am Nordbahnhof sieht er das Denkmal eines österreichisch-ungarischen Admirals, die Teggethofsäule. Wieder hat er das Militär vor Augen und kehrt langsam in die Gesellschaft zurück. Weiter geht es durch die Innenstadt bis zum Burghof. Ein nicht genau eingezeichneter Ort ist eine Kirche, die vermutlich der Stephansdom sein könnte. Mit der Kirche hat er nicht viel zu tun, aber er beschliesst trotzdem, hineinzugehen. Das Orgelspiel versetzt ihn jedoch in Panik und er verlässt den Ort schnell wieder. Die Instanz der Kirche wird zwar nur beiläufig erwähnt, ist aber zu dieser Zeit eine wichtige Instanz für Österreich-Ungarn und damit auch für die Werte Tradition und Stabilität. Im Burghof wird Gustl seine Legitimation gezeigt. Zuletzt geht Gustl in sein Stammcafehaus, wo er ganz in sein Leben zurückfindet. Das Kaffeehaus war damals ein wichtiger Ort der Gesellschaft. Es war ein Ort des Spiels, aber auch des Austauschs. Dieser Austausch findet auch statt, denn Gustl erfährt, dass Habetswaller vom Schlag getroffen wurde und Gustl somit ganz der Alte ist. Der Raum zeigt uns ein wiederkehrendes Motiv, den Kreis. Die Innenstadt steht für die Ordnung und Legitimation von Gustls Wertvorstellungen, die Pratter, also jenseits der Donau, für das Unkontrollierbare und Banale. Zurück in der Stadt und damit in der Zivilisation, kehrt er auch zu seinen alten Sitten zurück. Es endet, wie es begonnen hat. Sicher, die Geschichte beginnt mit dem Aufenthalt im Oratorium. Aber der unmittelbare Auslöser war die Eintrittskarte, die Kopetzky
Während der Novelle weiss man fast immer, wo sich Gustl gerade befindet. Durch die räumliche Struktur können wir die Desorientierung und Neuorientierung des Protagonisten räumlich und konkret erkennen. Der erste Ort, das Oratorium, liegt am südlichen Rand des Stadtzentrums an der Ringstrasse. Gustl kann mit der Kirchenmusik offensichtlich wenig anfangen, da er auch sonst keinen grossen Bezug zur Kirche hat. Zu diesem Zeitpunkt sind Gustls Welt und seine Werte noch in Ordnung. Er ist fest in die Gesellschaft integriert. Nach der Auseinandersetzung mit Habetswallner flieht Gustl panisch aus dem Konzertsaal und läuft gegen den Uhrzeigersinn die Ringstrasse entlang. Dies könnte auf Gustls Verwirrung hindeuten, er tickt nicht mehr richtig und für ihn dreht sich alles gegen den Uhrzeigersinn. Die Ringstrasse trennt den alten Stadtkern, also das Innere der mittelalterlichen Stadt, vom Rest der Stadt. Es handelt sich um eine damals 8-eckige Strasse, die als Prachtstrasse ausgebaut wurde. Am Burgring, einer dieser 8 Ecken, befand sich der Burghof. Der Regierungssitz von Österreich und somit symbolisch für die K.u.K. Regentschaft mit seinem Wert. Es ist der Sitz von Kaiser Franz Josef, welcher von einer Garde von Bosniaken beschützt wird. Gustl befindet sich also in der Essenz seiner Werte. Doch Gustl entfernt sich vom Zentrum der Gesellschaft, indem er ihm über die Aspernbrücke im Norden den Rücken kehrt. Er befindet sich nun jenseits der Donau, die die Stadt durchfliesst und das Zentrum trennt, an der Praterstrasse. Dieser Strasse folgt er bis zum Vergnügungspark Prater. Tagsüber ein Ort des Vergnügens und der Unterhaltung, ist der Prater nachts von Kriminalität und Prostitution geprägt. Im Gegensatz zur Ringstrasse und dem Stadtzentrum handelt es sich hier um einen unzivilisierten Raum, was Gustls Zustand malerisch unterstreicht. Er selbst sieht die Gefahr nicht und meint, man sollte öfter nachts im Prater spazieren gehen.
„Nein, ist die Luft gut...man sollt öfters bei der Nacht in Prater gehen“ .(S.A, 1901, S.26, Z.18-19)
Gustl wird im Prater von Todesangst geplagt, sein Stand scheint verloren, er überlegt sogar nach Amerika zu fliehen, ein verzweifelter Versuch einen anderen Ausweg als den Tod zu finden.
Als er einige Stunden später erwacht, macht er sich auf den Rückweg zur Ringstrasse und damit zu seinem Ziel, der Kaserne, wo sein Revolver und damit sein Tod liegt. Auf dem Rückweg trifft er auf soziale Ankerpunkte und Gustl erkennt wieder seine Werte und seinen Halt, auf die er sich verlassen kann oder zumindest versucht. Am Nordbahnhof sieht er das Denkmal eines österreichisch-ungarischen Admirals, die Teggethofsäule. Wieder hat er das Militär vor Augen und kehrt langsam in die Gesellschaft zurück. Weiter geht es durch die Innenstadt bis zum Burghof. Ein nicht genau eingezeichneter Ort ist eine Kirche, die vermutlich der Stephansdom sein könnte. Mit der Kirche hat er nicht viel zu tun, aber er beschliesst trotzdem, hineinzugehen. Das Orgelspiel versetzt ihn jedoch in Panik und er verlässt den Ort schnell wieder. Die Instanz der Kirche wird zwar nur beiläufig erwähnt, ist aber zu dieser Zeit eine wichtige Instanz für Österreich-Ungarn und damit auch für die Werte Tradition und Stabilität. Im Burghof wird Gustl seine Legitimation gezeigt. Zuletzt geht Gustl in sein Stammcafehaus, wo er ganz in sein Leben zurückfindet. Das Kaffeehaus war damals ein wichtiger Ort der Gesellschaft. Es war ein Ort des Spiels, aber auch des Austauschs. Dieser Austausch findet auch statt, denn Gustl erfährt, dass Habetswaller vom Schlag getroffen wurde und Gustl somit ganz der Alte ist. Der Raum zeigt uns ein wiederkehrendes Motiv, den Kreis. Die Innenstadt steht für die Ordnung und Legitimation von Gustls Wertvorstellungen, die Pratter, also jenseits der Donau, für das Unkontrollierbare und Banale. Zurück in der Stadt und damit in der Zivilisation, kehrt er auch zu seinen alten Sitten zurück. Es endet, wie es begonnen hat. Sicher, die Geschichte beginnt mit dem Aufenthalt im Oratorium. Aber der unmittelbare Auslöser war die Eintrittskarte, die Kopetzky
Inwiefern kann die Novelle Leutnant Gustl als Karikatur bezeichnet werden?
Um klären zu können, ob es sich bei Leutnant Gustl um eine Karikatur handelt, muss man zunächst definieren, was eine Karikatur überhaupt ist. Karikatur (von lateinisch carrus ‚Karren‘, also Überladung, und italienisch caricare ‚überladen‘, ‚übertreiben‘) bezeichnet die komisch überzeichnete Darstellung von Personen oder gesellschaftlichen Zuständen. Normalerweise stellt man sich eine Karikatur als Bild vor, man kann den Begriff aber auch metaphorisch verwenden und ihn so auf die Literatur übertragen, in unserem Fall auf die Novelle Leutnant Gustl. Schnitzler versucht der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten und kritisiert mit seiner Novelle das System der Ehre. Durch seine Anspielungen und Doppeldeutigkeiten kritisiert er das System Österreich-Ungarns auf vielen Ebenen. Er überspitzt die Situation und macht sich auch über die Traditionen lustig. Dies geschieht unter anderem durch die Arroganz des Gustl und damit des Militärs. Durch seinen Status als Militäroffizier glaubt er, über den anderen zu stehen. Dies kommt in der Situation, in der er einen Untergestellten beschimpft, sehr gut zum Ausdruck
„Sie, halten Sie das Maul!“ (S.A, 1901, S.15; Z.12)
Doch der Hochmut führt ihn in eine Situation, in der er Selbstmord begehen müsste. Denn der eigentlich schwächere Zivilist lässt sich ironischerweise von dem Offizier nicht beeindrucken und beschimpft und bedroht ihn. Der aufgeblasene Gustl ist so aus der Fassung, dass er nichts weiter tut, als schockiert herumzustehen.
„Mir scheint, ich träum’!...“(S.A, 1901, S.16; Z 1-6)
Man sieht, dass das gigantische Ego des Gustl oder des Militärs im Allgemeinen nur Fassade ist und leicht aus der Fassung gebracht werden kann. Auch die Reaktion des Gustl lässt auf die Banalität des Ehrenkodexes schliessen, denn aufgrund der banalen Regel, dass man einen Zivilisten nicht töten darf, da der Offizier einen unehrenhaften Vorteil hat, obwohl der Bäckermeister dem Gustl körperlich weit überlegen ist, muss sich Gustl für den Freitod entscheiden, da er nur so seine Ehre wiedererlangen kann. Durch diesen Entschluss gerät er in einen neurotischen Zustand und verliert seinen bisherigen Lebensweg. Die Form, die er bis dahin noch aufrechterhalten hatte, zerbricht in tausend Stücke.
Immer wieder taucht seine Zerrissenheit in Form seiner Frauengeschichten auf. Ein Paradebeispiel ist seine Beziehung zu Steffi. Dass sie ihn wegen eines vermeintlichen Juden verlassen hat, kann er nicht verkraften. Er lässt sich zwar äusserlich nichts anmerken, aber es stört ihn und er muss seinen Konkurrenten mit antisemitischen Kommentaren herabwürdigen, um sich besser zu fühlen.
„Na, in mein Regiment sollt? Er nicht zur Waffenübung kommen! Überhaupt, dass sie noch immer so viel Juden zu Offizieren machen-min“ (S.A, 1901, S.9; Z.14-16)
Die Absurdität des Militärs wird aber durch das Ende auf die Spitze getrieben, denn als Gustl vom Tod seines Wiedersachers erfährt, scheint die Ehre völlig vergessen, denn Gustl weiss, dass niemand von dem Vorfall erfahren muss. Ohne eine Sekunde zu verlieren, kehrt er in sein altes Leben zurück.
Man merkt, dass beim Militär nicht unbedingt die Ehre im Vordergrund steht, sondern viel mehr Ansehen und Status. Denn theoretisch müsste sich Gustl umbringen, da seine Ehre nicht wiederhergestellt ist, aber da niemand davon weiss, verzichtet er darauf und sein Leben geht weiter wie bisher.
Dass Gustl als Karikatur gesehen werden kann, zeigt schon der Titel des Werkes, denn Gustl ist die Kurzform des Namens Gustav, was im Lateinischen (Augustus) der Ehrwürdige bedeutet. Aber wie wir gesehen haben, ist Gustl nicht besonders ehrwürdig, auch wenn er das gerne von sich behauptet.
Um klären zu können, ob es sich bei Leutnant Gustl um eine Karikatur handelt, muss man zunächst definieren, was eine Karikatur überhaupt ist. Karikatur (von lateinisch carrus ‚Karren‘, also Überladung, und italienisch caricare ‚überladen‘, ‚übertreiben‘) bezeichnet die komisch überzeichnete Darstellung von Personen oder gesellschaftlichen Zuständen. Normalerweise stellt man sich eine Karikatur als Bild vor, man kann den Begriff aber auch metaphorisch verwenden und ihn so auf die Literatur übertragen, in unserem Fall auf die Novelle Leutnant Gustl. Schnitzler versucht der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten und kritisiert mit seiner Novelle das System der Ehre. Durch seine Anspielungen und Doppeldeutigkeiten kritisiert er das System Österreich-Ungarns auf vielen Ebenen. Er überspitzt die Situation und macht sich auch über die Traditionen lustig. Dies geschieht unter anderem durch die Arroganz des Gustl und damit des Militärs. Durch seinen Status als Militäroffizier glaubt er, über den anderen zu stehen. Dies kommt in der Situation, in der er einen Untergestellten beschimpft, sehr gut zum Ausdruck
„Sie, halten Sie das Maul!“ (S.A, 1901, S.15; Z.12)
Doch der Hochmut führt ihn in eine Situation, in der er Selbstmord begehen müsste. Denn der eigentlich schwächere Zivilist lässt sich ironischerweise von dem Offizier nicht beeindrucken und beschimpft und bedroht ihn. Der aufgeblasene Gustl ist so aus der Fassung, dass er nichts weiter tut, als schockiert herumzustehen.
„Mir scheint, ich träum’!...“(S.A, 1901, S.16; Z 1-6)
Man sieht, dass das gigantische Ego des Gustl oder des Militärs im Allgemeinen nur Fassade ist und leicht aus der Fassung gebracht werden kann. Auch die Reaktion des Gustl lässt auf die Banalität des Ehrenkodexes schliessen, denn aufgrund der banalen Regel, dass man einen Zivilisten nicht töten darf, da der Offizier einen unehrenhaften Vorteil hat, obwohl der Bäckermeister dem Gustl körperlich weit überlegen ist, muss sich Gustl für den Freitod entscheiden, da er nur so seine Ehre wiedererlangen kann. Durch diesen Entschluss gerät er in einen neurotischen Zustand und verliert seinen bisherigen Lebensweg. Die Form, die er bis dahin noch aufrechterhalten hatte, zerbricht in tausend Stücke.
Immer wieder taucht seine Zerrissenheit in Form seiner Frauengeschichten auf. Ein Paradebeispiel ist seine Beziehung zu Steffi. Dass sie ihn wegen eines vermeintlichen Juden verlassen hat, kann er nicht verkraften. Er lässt sich zwar äusserlich nichts anmerken, aber es stört ihn und er muss seinen Konkurrenten mit antisemitischen Kommentaren herabwürdigen, um sich besser zu fühlen.
„Na, in mein Regiment sollt? Er nicht zur Waffenübung kommen! Überhaupt, dass sie noch immer so viel Juden zu Offizieren machen-min“ (S.A, 1901, S.9; Z.14-16)
Die Absurdität des Militärs wird aber durch das Ende auf die Spitze getrieben, denn als Gustl vom Tod seines Wiedersachers erfährt, scheint die Ehre völlig vergessen, denn Gustl weiss, dass niemand von dem Vorfall erfahren muss. Ohne eine Sekunde zu verlieren, kehrt er in sein altes Leben zurück.
Man merkt, dass beim Militär nicht unbedingt die Ehre im Vordergrund steht, sondern viel mehr Ansehen und Status. Denn theoretisch müsste sich Gustl umbringen, da seine Ehre nicht wiederhergestellt ist, aber da niemand davon weiss, verzichtet er darauf und sein Leben geht weiter wie bisher.
Dass Gustl als Karikatur gesehen werden kann, zeigt schon der Titel des Werkes, denn Gustl ist die Kurzform des Namens Gustav, was im Lateinischen (Augustus) der Ehrwürdige bedeutet. Aber wie wir gesehen haben, ist Gustl nicht besonders ehrwürdig, auch wenn er das gerne von sich behauptet.
Welche Beziehung besteht zwischen Leutnant Gustl und seiner Familie?
Gustl stammt aus einer Familie, die sich in einer Abwärtsspirale befindet. Seinen Eltern und seiner Schwester geht es finanziell nicht gut. Ein Grund dafür könnte die Frühpensionierung des Vaters sein, die von der Mutter als Schmach empfunden wird, da sie wohl nicht aus gesundheitlichen Gründen erfolgte. Die Schwester ist mit 28 Jahren immer noch unverheiratet, was darauf hindeuten könnte, dass die Eltern nicht wohlhabend genug sind, um die Kosten einer Heirat mit einem wohlhabenden Mann zu tragen. Der hoffnungsvolle Gustl sollte eigentlich Wirtschaft studieren und dann Kaufmann werden, aber er schafft die Ausbildung nicht und muss das Gymnasium vermutlich mangels akademischer Fähigkeiten verlassen. Er wird sozusagen zum Militärdienst gezwungen, aber seine Eltern sind nicht wohlhabend genug, um ihn zur Kavallerie zu schicken, denn Pferd und Unterhalt hätten selbst bezahlt werden müssen. Gustl hat eine Beziehung zu seinem Onkel, der im Gegensatz zu seinen Eltern wohlhabend ist. Gustl unterhält diese Beziehung aber nur, weil er sich finanzielle Unterstützung erhofft.
„Wenn ich’s nur durchsetzen könnt’, dass er mir eine regelmässige Sustentation giebt...“(S.A, 1901, S.10; Z.8-9)
Das Verhältnis zu seinen Eltern und zu seiner Schwester Klara ist ruhig und distanziert. Er hat nicht viel Kontakt und schreibt ihnen auch nicht oft. So hat er seiner Schwester bis heute nicht geantwortet.
„Wie lieb sie mir neulich geschrieben hat, und ich bin ihr noch immer die Antwort schuldig“(S.A, 1901,S.28; Z. 17.18)
Sein Unterbewusstsein sagt ihm, dass er sie noch einmal besuchen soll, bevor er sich erschiesst, aber die Werte, die er auf der Militärakademie gelernt hat, sind stärker, und so nimmt er sich am nächsten Morgen das Leben.
Gustl stammt aus einer Familie, die sich in einer Abwärtsspirale befindet. Seinen Eltern und seiner Schwester geht es finanziell nicht gut. Ein Grund dafür könnte die Frühpensionierung des Vaters sein, die von der Mutter als Schmach empfunden wird, da sie wohl nicht aus gesundheitlichen Gründen erfolgte. Die Schwester ist mit 28 Jahren immer noch unverheiratet, was darauf hindeuten könnte, dass die Eltern nicht wohlhabend genug sind, um die Kosten einer Heirat mit einem wohlhabenden Mann zu tragen. Der hoffnungsvolle Gustl sollte eigentlich Wirtschaft studieren und dann Kaufmann werden, aber er schafft die Ausbildung nicht und muss das Gymnasium vermutlich mangels akademischer Fähigkeiten verlassen. Er wird sozusagen zum Militärdienst gezwungen, aber seine Eltern sind nicht wohlhabend genug, um ihn zur Kavallerie zu schicken, denn Pferd und Unterhalt hätten selbst bezahlt werden müssen. Gustl hat eine Beziehung zu seinem Onkel, der im Gegensatz zu seinen Eltern wohlhabend ist. Gustl unterhält diese Beziehung aber nur, weil er sich finanzielle Unterstützung erhofft.
„Wenn ich’s nur durchsetzen könnt’, dass er mir eine regelmässige Sustentation giebt...“(S.A, 1901, S.10; Z.8-9)
Das Verhältnis zu seinen Eltern und zu seiner Schwester Klara ist ruhig und distanziert. Er hat nicht viel Kontakt und schreibt ihnen auch nicht oft. So hat er seiner Schwester bis heute nicht geantwortet.
„Wie lieb sie mir neulich geschrieben hat, und ich bin ihr noch immer die Antwort schuldig“(S.A, 1901,S.28; Z. 17.18)
Sein Unterbewusstsein sagt ihm, dass er sie noch einmal besuchen soll, bevor er sich erschiesst, aber die Werte, die er auf der Militärakademie gelernt hat, sind stärker, und so nimmt er sich am nächsten Morgen das Leben.
Quelle:
S.A, 1901, S. 76-80
K.E, 2011, S.36.40; S.43-50
Leutnant Gustl: https://de.wikipedia.org/wiki/Lieutenant_Gustl (03.12.2023)
Arthur Schnitzler https://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Schnitzler: (03.12.2023)
Leutnant Gustl https://www.studysmarter.de/schule/deutsch/epische-texte/leutnant-gustl/ (03.12.2023)
S.A, 1901, S. 76-80
K.E, 2011, S.36.40; S.43-50
Leutnant Gustl: https://de.wikipedia.org/wiki/Lieutenant_Gustl (03.12.2023)
Arthur Schnitzler https://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Schnitzler: (03.12.2023)
Leutnant Gustl https://www.studysmarter.de/schule/deutsch/epische-texte/leutnant-gustl/ (03.12.2023)
Wieso ist Gustl so interessiert in Frauen?
Die Frau spielt in der Novelle eine wichtige Rolle und ermöglicht uns einen weiteren Einblick in die damalige Gesellschaft. Zum einen sind die gesellschaftlichen Erwartungen und traditionellen Geschlechterrollen seiner Zeit prägend. Für Männer ist es wichtig Liebesbeziehungen zu haben, zu heiraten und eine Familie zu gründen, um den Familiennamen mindestens noch eine weitere Generation weiterzuführen. Gustl ist es wichtig den gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen, so könnte man sein Bestreben so ansehen, dass er sich Anerkennung und Integration sucht, eine Möglichkeit, seine Unsicherheiten zu überwinden. Er braucht Frauen als eine Art Ablenkung oder Flucht von seinen inneren Konflikten, er sieht sie als eine Eroberung an. Er kann durch romantische Beziehungen für kurze Zeit der Realität entfliehen und eine Liebesbeziehung ist für ihn ein Zeichen für Männlichkeit. So brüskiert er sich immer wieder auf seine Erfolge bei Frauen. Diese Überhebliche Einstellung zeigt seinen Charakter, als Oberflächlichen, kindischen, überheblichen Leutnant wie ein Paradebeispiel auf. Er hat das Gefühl, dass er jede abbekommen könnte, dies erkennt man über viele Stellen hinweg.
“aber die Frau, die hübsche, blonde...mit der war was zu machen... O ja, mir scheint, bei der hätt ich Chance gehabt, wenn ich mich nur ein bissl zusammengenommen hätt” (S. 27, z.9)
Seine Unsicherheit und Selbstzweifel tragen dazu bei, dass er seine Liebesbeziehung zu Steffi hinterfragt und dies löst eine gewisse Traurigkeit in ihm aus. Er hat eine Bewunderung zu Steffi, für ihn ist sie etwas Gutes, etwas, was er braucht. Doch er fragt sich, ob er sie verdient und wie ihre Beziehung genau aussieht. Er ist nicht ihre erste Wahl, sie wird in nicht öffentlich lieben, weil die Gesellschaft ihre Beziehung nicht als etwas Gutes betrachten würden.
Zusätzlich kann man Gustls Interesse als eine Kritik ansehen. Eine Kritik an die gesellschaftlichen Zwänge, Erwartungen und Einschränkungen zu dieser Zeit, verbunden mit dem Geschlecht.
Die Frau spielt in der Novelle eine wichtige Rolle und ermöglicht uns einen weiteren Einblick in die damalige Gesellschaft. Zum einen sind die gesellschaftlichen Erwartungen und traditionellen Geschlechterrollen seiner Zeit prägend. Für Männer ist es wichtig Liebesbeziehungen zu haben, zu heiraten und eine Familie zu gründen, um den Familiennamen mindestens noch eine weitere Generation weiterzuführen. Gustl ist es wichtig den gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen, so könnte man sein Bestreben so ansehen, dass er sich Anerkennung und Integration sucht, eine Möglichkeit, seine Unsicherheiten zu überwinden. Er braucht Frauen als eine Art Ablenkung oder Flucht von seinen inneren Konflikten, er sieht sie als eine Eroberung an. Er kann durch romantische Beziehungen für kurze Zeit der Realität entfliehen und eine Liebesbeziehung ist für ihn ein Zeichen für Männlichkeit. So brüskiert er sich immer wieder auf seine Erfolge bei Frauen. Diese Überhebliche Einstellung zeigt seinen Charakter, als Oberflächlichen, kindischen, überheblichen Leutnant wie ein Paradebeispiel auf. Er hat das Gefühl, dass er jede abbekommen könnte, dies erkennt man über viele Stellen hinweg.
“aber die Frau, die hübsche, blonde...mit der war was zu machen... O ja, mir scheint, bei der hätt ich Chance gehabt, wenn ich mich nur ein bissl zusammengenommen hätt” (S. 27, z.9)
Seine Unsicherheit und Selbstzweifel tragen dazu bei, dass er seine Liebesbeziehung zu Steffi hinterfragt und dies löst eine gewisse Traurigkeit in ihm aus. Er hat eine Bewunderung zu Steffi, für ihn ist sie etwas Gutes, etwas, was er braucht. Doch er fragt sich, ob er sie verdient und wie ihre Beziehung genau aussieht. Er ist nicht ihre erste Wahl, sie wird in nicht öffentlich lieben, weil die Gesellschaft ihre Beziehung nicht als etwas Gutes betrachten würden.
Zusätzlich kann man Gustls Interesse als eine Kritik ansehen. Eine Kritik an die gesellschaftlichen Zwänge, Erwartungen und Einschränkungen zu dieser Zeit, verbunden mit dem Geschlecht.